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Langsam ankommen

Jetzt bin ich schon gut zwei Wochen in der Dominikanischen Republik. Aber mir kommt es vor, als wäre ich schon weit länger hier. Jeden Tag prasseln neue Erlebnisse, Erkenntnisse, Bilder, Gerüche, Geschmäcker und die unterschiedlichsten Charaktere auf mich ein. Auch Rückschläge, Enttäuschungen und Missverständnisse gehören dazu.

 

Aber erst einmal zum Wetter. Ich habe vor meiner Abreise schon vermutet, dass es heiß werden wird. Aber momentan ist es in der schwülen Hitze schwer auszuhalten, vor allem während der Mittagszeit. Zum Glück ist jedes Haus mit mehreren Ventilatoren ausgestattet. Abends ist es in den Gebäuden immer noch sehr warm, da die Häuser hier nicht isoliert sind und die schwüle Luft in allen Räumen steht. Ich kann noch froh sein, dass ich in Bonao lebe, da hier immer mal wieder ein kurzer Regenschauer etwas erfrischt. Das himmlische Nass kühlt wenigstens für kurze Zeit ab und bringt den ganzen aufgewirbelten Staub aus der Luft wieder auf den Boden. Das hört sich jetzt vielleicht sehr pingelig an, aber es ist wirklich total anstrengend mit der Hitze. 

 

Außerdem ist es auffällig, dass für die meisten Dominikaner das Leben zu 85 % draußen auf der Straße statt findet, doch wenn es regnet ist kein Mensch auf der Straße zu sehen. Ist man aber während eines Schauers draußen, hat man, wie ich oft am Vormittag, das Vergnügen pitschnass zur Arbeit zu kommen. Da mein Gastpapa Rau mich morgens immer mit seinem Motorrad zu meinem Arbeitsplatz bringt und es zu der Uhrzeit meistens regnet, kenne ich diese Art der Erfrischung mittlerweile sehr gut.

Der Zeitaufwand für meine Arbeitswege ist sehr unterschiedlich.Morgens brauche ich etwa 15 min mit dem Motorrad zum Haus der Fundacion Kolping. Abends kommt es allerdings oft vor, dass ich über eine Stunde brauche, da ich dann auf den Bus angewiesen bin, es hier keine Fahrpläne gibt und ich immer auf die Guagua (einem Bus, bei den man einfach ein und aussteigen kann) warten muss, mit dem ich dann zu meiner Gastfamilie komme.

Momentan arbeite ich jeden Dienstag und Donnerstag Vormittag in der Preescular (Vorschule/ Kindergarten) und danach bei der Kolping Dominicaner. Dort bin ich auch sonst an allen Arbeitstagen unter der Woche von acht bis achtzehn Uhr. Zu den Aufgaben von Alva (ihr erinnert euch: meine Mitfreiwillige aus Deutschland) und mir gehören Büroarbeiten, wie zum Beispiel Formulare in verschiedene Betriebssysteme übertragen, sowie die sozialen Netzwerke wie Instagram, Facebook, die offizielle Webseite usw. auf den neusten Stand bringen. Ab Anfang Oktober werden dann auch unsere Englisch- und Deutschkurse anfangen.

Die Fundacion Kolping liegt zentral in Bonao. Dies ist eine große Stadt mit ca. 120 00 Einwohnern, die relativ viel zu bieten hat. Es gibt einen großen Markt und viele Supermärkte die mit Hygieneartikeln, Schulmaterialien, Lebensmittel, usw. ausgestattet sind. Außerdem findet man besonders viele Colmados, das sind kleine Hausläden. Die Stadt ist extrem laut und schmutzig, da sich auch nirgendwo Mülleimer befinden. Deswegen wird der Müll einfach auf die Straße geworfen. Es ist wirklich erschreckend, wie die schöne Landschaft mit so viel Abfall überhäuft wird, dass sogar Müll-Lawinen entstehen.

 

Am letzten Samstag durfte ich zu  meinem ersten Ausflug starten. am frühen Morgen wurden Alva, ihre Gastschwester und ich von einer dominikanischen Familie mit dem Auto abgeholt und gemeinsam fuhren wir  an den Strand "San Juan". Der Strand liegt in einer Bucht, das Meer ist unglaublich klar und in einem wahnsinnig tiefen türkis blau. Genau so, wie man es von Postkarten kennt. Zum Mittagessen gönnten wir uns eine Pina Colada, serviert in einer ausgehöhlten Ananas, und Reis mit Bohnen. So lässt es sich aushalten ;-). Also, der Strand dort ist echt perfekt, da auch kaum Wellengang vorhanden ist und die Küste ganz sanft ins Meer abfällt.

Das Unglaublichste aber ist: obwohl sie am und von dem Meer leben, können die meisten Dominikaner tatsächlich gar nicht schwimmen und baden grundsätzlich in ihrer normalen Kleidung. Wir waren in unseren Bikinis die absolute Ausnahme.

 

Am Dienstag habe ich ebenfalls tolle Erlebnisse gehabt. Ich war den ganzen Tag mit Camelo und Alva unterwegs  in kleinen Dörfer bei Bonao. Einige Dörfer erreichten wir allerdings nur über holprige Wege und ich war froh, kurz vorher nichts gegessen zu haben. In der Umgebung Bonaos besuchten wir an diesem Nachmittag verschiedene Kolpingfamilien, um Gespräche zu führen oder einfach "Hola" zu sagen. Ich beschränkte mich eher aufs "Hola" sagen und freundliches Lächeln. Im Laufe des Tages haben wir viele Einladungen erhalten, die wir dann abends alle wahrgenommen haben. Das Highlight war für mich zum Abschluss des Tages bei einem älteren Ehepaar Kokosmilch direkt aus der Nuss zu trinken. Unser Gastgeber hat die Nuss mit einer riesigen Machete so zurecht gestutzt, dass man direkt daraus trinken konnte, das war fantastisch! Dann standen wir draußen unter einem wunderschönen Sternenhimmel, haben unsere Kokosnussmilch genossen und die Sterne gezählt. Danach habe ich gespürt, dass ich bestimmt wider 25 neue Moskitostiche habe, aber dafür hat es sich allemal gelohnt. An dem Abend bin ich total fertig aber angefüllt mit Glück und schönen Erlebnissen ins Bett gefallen.

 

Zurzeit habe ich mit Unverträglichkeiten bezüglich des Essens und viel mit Müdigkeit zu kämpfen. Die Lautstärke, in der meine Familie, die Nachbarschaft und generell viele Dominikaner miteinander kommunizieren und singen ist unglaublich. Die sich ständig überlagernden und sich übertönenden Rhythmen, Geräusche und Melodien, dazu das laute Reden machen mir momentan ziemlich zu schaffen. Dennoch finde ich es schön zu sehen, wie viel Musik gehört und gesungen wird. Das Leben der Menschen hier ist dadurch deutlich lebhafter als wir es gewohnt sind.

Mit meinem Spanisch komme ich immer besser voran, leider gibt es bei der Kommunikation aber immer wieder auch Schwierigkeiten und Missverständnisse, da die meisten Dominikaner sehr schnell und undeutlich sprechen und ich noch oft nachfragen muss. 

 

Ich weiß, dass einige von euch schon auf diesen zweiten Blogeintrag warten. Ich versuche so oft wie möglich zu schreiben, doch das ist hier gar nicht so einfach. Man ist eigentlich nie allein und wird immer gefragt, ob alles in Ordnung ist, dazu der Geräuschpegel... . Das Leben hier spielt sich hauptsächlich in ständiger Gemeinsamkeit ab, für mich vollkommen ungewohnt.

Über Fragen und Kommentare freue ich mich immer. 

Bis bald, Franziska!